Tourenlager St. Antönien 2010

Es begaben sich also 35 vorfreudige Mountainscouts aus der ganzen Schweiz zum Bahnhof Zürich, wo sie zuallererst mit ein, zwei Gratiskaffees begrüsst wurden. Nach dem Koffeinschub schleppten wir unser Gepäck in den Zug. Mit dem Postauto ging es in indischen Verhältnissen Richtung St. Antönien. Wir hatten reserviert – doch die andern? – der Kofferraum war voll, die Sitze doppelt besetzt und der Gang bis zur Decke gefüllt. Fluchtweg ade! Angekommen in St. Antönien – hinterm Mond links – bezogen wir unsere Liegen und machten uns bereit für den ersten praktischen Theorieblock. Wir erfuhren unter anderem, wie Lawinen entstehen, wie das piepsende Gerät namens LVS zu bedienen ist, was am nächsten Tag für die Skitour in den Rucksack gepackt gehört, und wie man mit Schneeschuhen oder Fellen an den Skis ohne Lift den Berg hochkommt.

Gut vorbereitet für den nächsten Tag gingen die einen im Spunten Saft für morgen tanken, während die anderen Jassten oder Uno spielten. Das Ziel, an jedem Tag eine neue Spielregel einzuführen, war schliesslich kläglich gescheitert.

In den darauf folgenden sonnigsten Tagen des ganzen Winters 09/10 nahmen die 35 tapfersten Tourengänger aller Zeiten die grössten Strapazen auf sich, um die (beinahe) höchsten und gefährlichsten Berge des gesamten Prättigaus zu besteigen. Endlich auf den Gipfeln angekommen, genossen wir das wunderbare Panorama, welches von unserem heldenhaften Bergführer Rolf mit höchster Kenntnis der geographischen Wissenschaft kommentiert wurde. Genüsslich nahmen wir alle in schwindelerregender Höhe unseren wohlverdienten Lunch ein.

So wurden nach und nach die Gipfel der Berge Grosses Chrüz, Spitzbüel, Jäggisch Horn, Eggberg und Haseflüeli bestiegen. Die anstrengenden Aufstiege wurden mit wunderbaren Tiefschneeabfahrten belohnt. Während die einen irgendwo im nirgendwo der Prättigauer Berge ihr Wissen in der Kunst des Tourengehens erweiterten, vergnügten sich die anderen mit riskanten Sprünge über die grössten Felsklippen der gesamten Umgebung. Sicher und ganz wieder in St. Antönien angekommen steuerten die meisten in Richtung Möst um die Taten des Tages bei einem Saft zu begiessen. Doch auch hier findet sich die Spezies, die nicht in Richtung Möst steuert, sondern sich aufmacht um die grösste Schanze, die die St.Antönier Bevölkerung je gesehen hat, zu bauen. Glücklicherweise gelang diesen heldenhaften Freestylern der Sprung über die 100 Meter (gerundet auf 100 Meter) breite Strasse.

Nach den besten Nachtessen seit eh und je, vergnügten wir uns beim Spiele spielen oder beim gemeinsamen Austauschen der erlebten Abenteuer.

Todmüde und fröhlich erschöpft begaben sich die Abenteurer zum letzten Aufstieg des Tages, welcher uns in unsere Hochbette führte, wo wir mit den wunderbaren Erinnerungen des Tages friedlich unseren wohlverdienten Schlaf fanden.

Einer der unvergesslichsten Momente in diesem Lager war sicher der Überraschungsbesuch eines Helikopters der Schweizerischen Armee. Glücklicherweise war der Grund, weswegen er kam kein Ernstfall sondern eine Übung organisiert von Bergführer und Leiterteam. Jedenfalls war es eine Riesenüberraschung.

Am Freitag erfuhren wir nach den Putz- und Packorgien, dass wir die besten Gäste im Lagerhaus Rhätia des ganzen Winters waren. So gelobt begaben wir uns nach einer erlebnisreichen Woche wieder gesund und munter (ausser Fox, welcher sich seinen Kopf am Knie anschlug und darauf zwei Schwellungen davontrug) wieder in Richtung Zürich, von wo aus jeder sich auf seinen Weg nach Hause machte.