Tourenlager Selva 2010

Ski, Snowboard und Wellness an der Rheinquelle

Vom Gipfel des Pazolastocks schweift der Blick hinunter ins Tal. Glitzernder Pulverschnee und unverspurte Hänge – frisch überschneit von 15 cm Neuschnee.  Das Herz jedes Mountainscout schlägt höher.  Der Schnee stiebt, das Herz lacht, Freudenschreie erklingen. Mit eleganten Schwüngen ziehen die Skifahrer und Snowboarder neue Spuren in den Hang.  Hin und wieder kommt es auch zu spontanen Kontakten mit dem Neuschnee via Purzelbaum oder Salto – alles halb so schlimm. Zitat von Rolf Sägesser, Bergführer, nach der Abfahrt: „I has e ATG-Abfahrt gfunde.“ Für Mountainscouts-Neulinge: ATG= Affentittengeil. Dem können wir nur beipflichten.

In der Beiz im Tal wird auf die Abfahrt angestossen. Aprés-Skitour mit Chübel, Schümli-Pflümli oder einer heissen Schokolade.  Nach dem Erfrischen der Kehle geht es von Tschamut am Oberalppass hinunter zum Lagerhaus in Selva. Nichts für wacklige Beine ist die Abfahrt auf dem sogenannten Barbarenpfad: Ein ausgetretener Weg, von Spuren durchlöchert, und holprig wie eine Buckelpiste.

„50, 70. 90. 100“: Vor dem Znacht wechseln Kühe, Esel und Gänse für teilweise horrende Preise den Besitzer. Der Kuhhandel, so das gleichnamige Spiel, ist in vollem Gange. Apropos Gang: Der erste solche des Nachtessens wird schon bald von der Kochgruppe aufgetischt. Drei weitere folgen sogleich: Suppe, Salat, Hauptgang, Dessert: Hmmm! Mountainscouts können nicht nur schöne Spuren in den Schnee ziehen, sondern auch exzellente Speisen kreieren. Festliches Essen ist durchaus angebracht: Schliesslich feiern wir fast jeden Tag den Geburtstag zweier gewisser Leiter: „Happy Birthday Matti und Fabian!“

Nach dem Essen trifft man sich ausgerüstet mit Karte und Hangneigungsmesser  – Tourenplanung für den nächsten Tag. Bergführer Rolf und das Leitungsteam haben ein vollgepacktes und abwechslungsreiches Programm zusammengestellt.  1. Tag: Piz Cavradi oberhalb der Maighelserhütte. Wegen der schlechten Sicht reicht es nicht ganz auf den Gipfel. Gelohnt hat es sich trotzdem. 2. Tag: Tümsli. Klingt harmlos – ist es aber nicht. Der tückische Lai da Tuma – übrigens die Quelle des Rheins – sorgt für kalte Luft und nasse Füsse.  Geniales Wetter und eine Pulverschneeabfahrt entschädigen aber für alles.  3. Tag: Nual. Der schöne Bergrücken oberhalb Sedrun entzückt die Gemüter. Ski und Wellness ist das Motto dieses Tages. Unten im Tal wartet das Erlebnisbad Sedrun.  Augenzeugin Beira erzählt: „Mir händ eus ja eigentlich uf es Wellnessbad gfreut. Aber leider hät sich das Bad als eher chüeli Erfrischig entpuppt. Immerhin häts en Wasserfall für e Ruggemassage, e Plastikpalme fürd Atmosphäre und es Strömigsbecki zum staue gha.“ Fazit: Der schlaue Pfadfinder sorgt selber für Erlebnis.  4. Tag: Oben auf den Gipfeln und Graten stürmt es – unten im Tal auch.  Durch das Val Mila geht es gegen den Wind in Richtung Mittelplatten.  Obwohl wir das Ziel nicht ganz erreichen, lohnt sich die Tour wegen der Abfahrt. Prädikat: 1A.  Auf der Rückreise mit dem Zug bleibt das Kollektivbillet zusammen mit Andrea im Aprés-Ski. Der Kontrolleur und die Matterhorn-Gotthardbahn werden geprellt – und sind entsprechend erzürnt.

5. Tag: Abschlusstour auf den Pazolastock. Start auf dem Oberalppass bei Wind, Schnee und Sturm. Oben auf dem Gipfel lacht die Sonne und es präsentiert sich ein prächtiges Panorama.  Hier werden Rahmkäse, Nüssli und Nusstorte feierlich verschlungen, die schon alle fünf Touren im Rucksack miterlebt haben.

Einmal mehr war das Tourenlager ein voller Erfolg. Bis im nächsten Jahr!