Lagerbericht und Bilder Tourenlager Splügen – Februar 2019

Am zweiten Februar war es wieder so weit. Die Mountainscouts brechen nach herzlicher Begrüssung am Perron vom Zürich HB auf Gleis 12 D mit dem IC um 8.37 Richtung Chur auf. Auf der Hinfahrt werden erste Kontakte und Infos unter den Teilnehmern ausgetauscht, andere dösen beruhigt durch das rhythmische schwenken des Wagons…

Am zweiten Februar war es wieder so weit. Die Mountainscouts brechen nach herzlicher Begrüssung am Perron vom Zürich HB auf Gleis 12 D mit dem IC um 8.37 Richtung Chur auf. Auf der Hinfahrt werden erste Kontakte und Infos unter den Teilnehmern ausgetauscht, andere dösen beruhigt durch das rhythmische schwenken des Wagons. In Chur die erste lässige Überraschung; auf der elektronischen Anzeigetafel prangt der Name Mountainscouts in leuchtendem Orange über dem privaten Postauto. Gegen elf Uhr erreichen alle Teilnehmer die Unterkunft am oberen Ende von Splügen. Das Gepäck wird kurzfristig deponiert, das Skitourenequipment dank angestauter Vorfreude hastig ausgepackt. im fliessenden Übergang werden die wichtigsten Posten der Lawinenrettung (LVS Bedienung, gezielte Schaufeltechniken und Notfallpläne) durch die geschulten Leiter und den Bergführeraspirant unter allen Teilnehmern vermittelt. Im Anschluss folgt die erste Mini-tour durch ein Dorf im nahen bewaldeten Hang. Zurückgekehrt ins Lagerhaus richten sich alle Teilnehmer in den passenden Zimmern ein und die erste Kochgruppe darf ihre Kochkünste unter Beweis stellen. Nach dem ersten vier Gänger der Woche werden die Teilnehmer in vier Gruppen unter den Leitern verteilt. Bergspezialist und -führer Rolf begrüsst alle herzlich und gibt entscheidende Infos für die kommende Woche.

Am Morgen des 03.02. bei -11 Grad wird die erste grössere Tour gestartet. Das Ziel ist die Hütte auf der oberen Zalamna unter dem Spitzkopf. Die Schneekonditionen sind pulvrig durch den Neuschnee die Tage davor. Die ersten Schweisstropfen machen sich nach den ersten hundert Höhenmetern trotz leichter Wolkendecke bemerkbar. Während des Aufstiegs werden weitere Informationen von Kompasshandhabung und Neuschneegefahren durch die Leiter an die Teilnehmer übermittelt. Nach gut zweieinhalb Stunden ist das Ziel erreicht; die ersten freudigen Gratulationen ausgetauscht. Die Abfahrt birgt überraschende Erfahrung; zu viel Neuschnee kann selbst abwärts bremsend wirken. Am Abend bereitet auch die zweite Kochgruppe allen Teilnehmern geschmackvolle Freuden. Durch Ehrengast Benni, eingeflogen aus dem fernen Neuseeland, wird die Gründung, Idee und Legenden der Scouts vor über zwanzig Jahren erzählt.

An einem ausnahmsweisen, motivierenden Montagmorgen um 8.07 cruisen alle Begeisterten mit den lokalen Kindergärtnern im Postauto von Splügen nach Nufenen. Hier entfaltet sich der Südhang zwischen dem Valserhorn und Bärenhorn. Auf einem dazwischen liegenden Bergrücken werden die Aufstiegsspuhren gelegt. Es dauert nicht lange als auf mittlerer Höhe der leichte Morgenebel durchbrochen und alle Teilnehmer die ersten frühmittags Sonnenstrahlen auf ihren Gesichtern spüren. Jacken werden ausgezogen und verpackt, die umliegenden Bergspitzen bewundert. Der Gipfel kann kommen! Auf dem Gipfel informiert Rolf mit seinem Fachwissen und Leidenschaft für die Bergwelt das entfaltete Panorama für alle Scouts. Die genussvolle Abfahrt wird kurz unterbrochen für die fachmännische Erklärung Rolfs der 1.5 Meter dicken, lokalen Schneedecke. (Nach erneuter Übung der U-Förmigen Ausgrabung aller Mitglieder). Abends, nach füllenden Älplermaccaroni und Fruchtsalat wird trotz Erschöpfung unter allen Gejasst, Tichu gespielt oder spannende Unterhaltungen geführt.

Dienstag morgens wird ein zweites Mal das Postauto beansprucht. Doch neues Ziel ist Hinterrhein mit dem Gipfel Namens 2572 (m). Diese Besteigung wird sich dieses Mal als herausfordernder erweisen. Dank Rolfs Expertise und Beobachtung sind alle Schlüsselstellen selbst für Neukömmlige vollkommen machbar. Schweisstreibend ist nur der letzte Push zum Gipfel unter prallender Sonne. Doch jegliche Anstrengung erweist sich allemal lohnend da sich wieder einmal ein fantastisches Panorama bestaunen lässt. Die Abfahrt führt dieses Mal gegen Ende durch ein Tobel zurück nach Hinterrhein. Zurück in der Unterkunft gibt es verfrüht um 18.00 Uhr Znacht damit in 2 Gruppen à eine Stunde beim anliegenden Eisfeld traditionelles Eisstockschiessen neugierig gelernt und enthusiastisch praktiziert werden kann.

Mitte der Woche führt es die Mountainscouts zurück nach Nufenen. Da der Südhang schon erklommen wurde ist neues Ziel der Wannagrad direkt auf unterer Höhe neben dem Spitzhorn. Davor muss aber zuerst das Schattige Tal/ «Kühltruhe» mit -17 Grad durchwandert werden. Als Belohnung dafür steigt die Sonne hinter dem Pizzo Tambo auf und zaubert durch die perfekt positionierten Wolken ein magisches Halo in Regenbogenfarben in den blauen Himmel. Eine einmalige Beobachtung! Während des Aufstiegs können an den Flanken des Guggernüll erstarrte Eisfälle bewundert werden. In Gedanken versteht man nur teilweise, bestaunt andererseits die waghalsigen welche Leidenschaft für das Eisklettern solcher Fälle haben. Im ersten Sonnenlicht wird eine Pause beschlossen das wundervoll beschneite und unberührte offene Gelände träumerisch bestaunt. Unter der anmutigen Beobachtung des Eishorn erreichen alle den Wannagrad. Oben werden entscheidende Erinnerungsfotos der Mountainscouts als Gruppe mit eigener Fahne festgehalten. Kaum in Abfahrtsmodus geraten alle in den weissen Rausch. Dies ist DER Tag. Lustvoll werden grafische Schlangenmuster in den jungfräulichen Schnee gezeichnet. Unten angekommen werden im anliegenden Restaurant die Erfahrungen und Emotionen bei einer Stange und heisser Schoko ausgetauscht. Am Abend nach Spätzli und Spielen wünscht man sich sehnsüchtig einen Reboot des Tages.

Nach Ausschlafen bis 7.00 wird die letzte Tour vom Lagerhaus in Richtung Schollenhorn in Angriff genommen. Sie führt über ähnliche Route wie vergangen Sonntags hinauf, jedoch mit einer Abzweigung auf mittlerer Höhe und vorbei an eindrucksvollen, wie leicht beängstigenden Lawinenkegeln. Das Ziel ist nach gut drei Stunden erreicht und die entscheidenden pulvrigen Schneehänge durch Rolf identifiziert. Die letzte Abfahrt ist ein Erfolg wie das gesamte Lager. Leichte Wehmut unten im Tal bleibt zurück, doch die Vorfreude aufs Nächste Jahr darf sich gemächlich Aufbauen. Nach dem Lager ist schliesslich vor dem Lager.

Am Abfahrtstag werden die letzten Koffer gepackt. Das Haus organisiert in Putzgruppen gereinigt und erfolgreich abgegeben. Im ersten Sonnenschein wird auf der Vorterasse des Hotel Suretta die ersten Kaffees geschlürft und mental auf die Rückreise vorbereitet. Das Postauto und der Inter Regio mit gläsernem Zugabteil und elektronischen Fenstern lässt mit Fahrt durch friedliche Bergwelt die Erlebnisse der letzten Tage nach Chur ausklingen. Nach Ankunft am Zürich HB folgt für verbleibende Teilnehmer ein drei stündiger Apéro mit anschliessend genussvollem Besuch in der Pizzeria beim Kasernenareal und Austauscher aller Eindrücke, Pläne für die Zukunft und viel humorvollen Unterhaltungen.