Hochtourenlager Engadin

Es waren um die 30 Grad, als wir uns um 11.13 Uhr am Bahnhof Morteratsch trafen. Dies war der Startpunkt für das Hochtourenlager, welches uns in die Boval-Hütte und von dort in Fels und Eis führte, sowie zum Abschluss noch in die Tschierva-Hütte.

Der erste Tag begann mit dem Aufstieg in die Boval-Hütte (2495 m. ü. M.). Bei sommerlichem Wetter und leider nicht ganz komplett nahmen wir den Hüttenweg unter die Füsse. Auf dem Weg hielten wir ab und an inne und Roger oder andere belesene Teilnehmer unterrichteten uns über die geologischen und geografischen Einzelheiten und Spezialitäten der uns umgebenden Natur. Nach etwa zwei Stunden Marschzeit, erreichten wir zufrieden die Hütte, verpflegten uns kurz auf der Sonnenterasse und brachen dann auf um uns im Gehen mit Bergschuhen im felsigen Gelände und dem Sportklettern in den «Groben» zu versuchen. Unter der fachmännischen Anleitung unserer Leiter durften wir so erste Erfahrungen in diesem Bereich sammeln. Zurück in der Hütte, erreichten uns bis um zehn Uhr abends, glücklicherweise noch die letzten Leiterinnen und Teilnehmerinnen aus dem Tal.

Nun komplett, starteten wir unseren zweiten Tag mit dem Thema Gletscherausbildung. Im Morgengrauen schritten wir über die Seitenmoränen auf den Morteratsch-Gletscher. Da es für gewisse Teilnehmerinnen das erste Mal war, dass sie Steigeisen an den Füssen trugen, hielten wir zuerst einmal verschiedene Hochzeiten ab, um das Laufen mit Steigeisen zu Trainieren (der Leser darf beruhigt sein, es war nur ein Spiel). Danach stiegen wir weiter über Geröll und Eis in Richtung des Punkt 3186 oberhalb der Vadret da la Fortezza auf. Nach dem wir verpflegt hatten, stiegen wir über den Gletscher wieder hinunter zur Hütte und lernten, bei einer Pause auch noch etwas über Flaschenzüge und Steileis-Klettern.

Am dritten Tag stand die Felskletterei im Fokus. Unser Leiterteam hatte uns am Vorabend informiert, dass wir die sieben Seillängen zum Corn Boval in Angriff nehmen würden. Gestaffelt im Abstand von 5 Minuten begaben wir uns in den einzelnen Seilschaften an den Einstieg. So zog sich unser Tazzelwurm von Mountainscouts gemütlich und glücklich über die ganze Wand hinweg bis zum Gipfel, wo wir uns alle wieder versammelten, verpflegten und die beiden neuen Leiter, Michi und Flavia(sie war noch nicht getauft aber schon lange als Leiterin dabei), tauften. Danach traten wir den Rückweg über grosse Blöcke an und erreichten schliesslich wieder unseren Ausgangspunkt – die Boval-Hütte.

Der Samstag morgen brach früh an. Um 03.20 Uhr klingelte der Wecker und 13 Mountainscouts krochen verschlafen aus ihren Schlafsäcken und waren bereit den Tag zu beginnen. Doch wie wir vor der Hütte stehen, das Frühstück noch nicht einmal begonnen sahen wir die Gipfel um die Hütte in starkem Wetterleuchten. Aus diesem Grund entschied sich unser Leiterteam, dass wir uns noch einmal aufs Ohr legen sollten und verhandelten (mit harten Bandagen), mit der Hüttenwartin die Verlegung des Frühstückes um zwei Stunden auf 05.00 Uhr.

Gesagt getan, immer noch früh für einen Samstag, starteten wir guten Mutes unseren Aufstieg in Richtung Fuorcla da Boval. Kurz vor der Überschreitung ins Val Roseg ereilte uns jedoch ein kleines, aber feines Gewitter und wir alle, etwas unterkühlt und nass erreichten schliesslich die Furcola. Aus genannten Gründen liessen wir den Piz Tschierva, Piz Tschierva sein und stiegen auf den Gletscher Vadrettin da Tschierva ab und liefen der Hütte entgegen. Zu unserem Glück zeigte sich im Abstieg auch die Sonne wieder und wir erreichten zum Mittag trocken unser Ziel. Das schnelle Absteigen zahlte sich 30 Minuten aus, als es erneut zu regnen begann.

Für unseren letzten Tag hatten unsere Leiterinnen einen kurzen Ausbildungsblock auf dem Gletscher geplant, um danach gemütlich nach Pontresina abzusteigen. So ging mit einem interessanten Tag als Abschluss unser Lager dem Ende entgegen und wir genossen alle noch ein letztes Mal die um uns liegende Bergwelt, bevor wir zurück in der Zivilisation, im Saunawagon der SBB Richtung Zürich/Winti sassen.