Tschierv 2013

Während das Unterland im Hochnebel versank, sonnten sich über 30 Mountainscouts auf wunderschönen Touren im Münstertal. Den Bären haben wir zwar nicht angetroffen, aber die Touren waren bärenstark!

Wolkenloser Himmel, Pulverschnee und Spinatbrot mit Feigen. Das diesjährige Tourenlager der Mountainscouts für Anfänger war für alle ein voller Erfolg. Ganz sicher bezüglich Wetter und Schnee. Beim Spinatbrot ist man sich noch nicht ganz einig. Dafür gab es den einen oder anderen kulinarischen Höhenflug (warmer Schokoladenkuchen, selbstgemachte Spätzli, rassige Ingwer-Karotten-Suppe, Speck-Sandwiches…). Aber nicht (nur) deswegen haben sich die 40 jungen Frauen und Männer am Samstagmorgen im Zürcher HB versammelt und ein lautstarkes „Ti ay ay“ angestimmt. Nein, wir waren unterwegs zu den Gipfeln und Tiefschneehängen rund um Tschierv im Münstertal. Dazu fuhren wir über Zernez, nahmen dort den Bus über den Ofenpass und stiegen dann kurz vor der Italienischen Grenze aus.

Die erste Tour startete so was von ATG1. Rauf auf den Piz Muntet, fröhliches Gratulieren, etwas Sonnenbaden und dann ab durch den Tiefschnee runter zum Lagerhaus. Kein schlechter Start. Trotzdem verliess uns ein Zürcher Honigkuchen bereits nach dem Einwärmen (zu seinem Basler Leckerli?).

Nach diesem gloriosen Start schwächelte die Koordinierung mit Petrus. Montag morgens schneite es und der Startpunkt der Tour (Buffalora) liegt in einem eisigen Kaltluftsee. So wurde aus dem angestrebten „leichten Frösteln beim Start“2 bei manchen ein kompletter Kaltstart. So ging die sportliche Gruppe vor dem Piz Buffalora ins Café Buffalora und war danach trotzdem die erste Gruppe auf dem Gipfel. Etwas unergonomisch zwar, dafür schnell. Vielleicht sollte sich die Ovi- oder Lindorgruppe3 auch den Umstieg zum Kaffee überlegen. Aber bei der wunderschönen Abfahrt im herrlich frischen Schnee waren die Mühen schnell vergessen. Denn auf den Gipfeln kamen sie alle an, ob Ovi’s, Nicht-Ergonomiker, Lindor’s Sportskanonen oder Schneewalzen… Und Gipfel bezwangen sie einige: Nach dem Muntet folgte der Mont Buffalora, dann der Piz Chaxfora (es hatte nun zu schneien aufgehört), der Piz Terza (blauer Himmel und Sonne den ganzen Tag) und last, but not least, der Piz Daint (ATG hoch zwei).

Im Lagerhaus wurden wir schmerzlich an die schweisstreibendenen Aufstiege erinnert. Das Haus war eng. Die Socken dick. Man hörte den Nachbarn also nicht nur schnarchen, sondern hatte auch den allgegenwärtigen konzentrierten Duft einer Woche intensiver Skitouren in der Nase. Appenzeller Kräutersulz ist kalter Kaffe verglichen mit dem Duft-Destillat der 40 Mountainscouts. Und manche haben abends sogar noch die Wand im Aufenthaltsraum4 bezwungen und so zur allgemeinen Unterhaltung beigetragen.

Andere sorgten sich währenddessen um das leibliche Wohl. Dies war ein grosses Anliegen mancher Leiter, welches sogar poetische Ausmasse annehmen konnte, wie wir beim wahren Waltern5 herausgefunden haben: „Du bist die Kirsche, die meinen Salat mit Vitaminen anreichert.“ Der Gipfel der Poesie war aber sicherlich die allabendliche Gitarrensession mit den frisch gepressten Singbüchern. Im Lagerhaus schufen wir also trotz der Widrigkeiten eine angenehme Atmosphäre und in der Dusche bestand sogar die Möglichkeit (bzw. der Zwang), sich auch körperlich etwas näher zu kommen.

Das Lager wird uns allen in guter Erinnerung bleiben. Manchen mehr, manchen weniger. Speedy’s Snowboard beispielsweise wohl eher in weniger guter, nachdem es Bekanntschaft mit einigen Steinen geschlossen hatte.

Ich selbst habe jedenfalls nicht nur 5 wunderschöne Gipfel bestiegen und täglich rund 1000 Höhenmeter überwunden. Ebenso haben wir besprochen, wie eine Tour zu planen ist, haben die Schneesituation eingeschätzt und geübt, ein Lawinenopfer zu bergen.

Besonders das gelernte Tourenplanen wird mir nützlich sein, denn die nächste Tour ist schon angedacht.

Mit bestem Dank an die Leitung, Nanuk

1 ATG: eine Mountainscoutler erklärt dir gerne, was es heisst…

2 Grundregel: „Der gute Alpinist startet leicht fröstelnd.“

3 die Anfängergruppe – „nicht besser, aber länger“!

4 Die Steine in der Wand forderten, nachdem die Bilder abgehängt worden waren, zum Bouldern auf.

5 Der wahre Walter: Gesellschaftsspiel, bei dem jeweils das Wort WALTER von allen Mitspielenden ersetzt werden muss. zB Mein Single-Delikatessengeschäft wirbt mit folgendem Satz: WALTER.